Amazon kippt „Shipment Zero“-Klimaziel

Amazon-Air-Frachtflugzeug auf dem Flughafen Leipzig-Halle

Luftfracht spielt in der Amazon-Logistik eine immer wichtigere Rolle. Die Flotte des weltgrößten Onlinehändlers ist seit 2015 auf inzwischen 91 Frachtflugzeuge angestiegen, weitere 18 Maschinen sind laut Wikipedia bestellt. Angesichts dieser rasant wachsenden Zahl erscheint das 2019 abgegebene Klimaziel „Shipment Zero“ ambitioniert. Offenbar zu ambitioniert – Amazon hat es vor wenigen Tagen einkassiert. 2019 hatte der Online-Händler versprochen, seine CO2-Emissionen zu offenbaren. Außerdem sollten bis 2030 die Hälfte aller Lieferungen CO2-neutral erfolgen. Dieses Ziel hat Amazon stillschweigend gestrichen.

Der Investigativ-Journalist Will Evans meldete auf Twitter: „Amazons ‚Shipment Zero‘-Versprechen, die Hälfte aller Sendungen bis 2030 kohlenstofffrei zu machen, ist kürzlich von der Website verschwunden… ersetzt durch einen kleinen Link zu einem Update, der besagt, dass ‚wir beschlossen haben, es zu streichen'“.

Größeres Ziel vor Augen

Der Konzern erklärt die Abkehr von „Shipment Zero“ mit seinem größer gefassten Klima-Ziel „The Climate Pledge“: „Als wir unsere Arbeit im Hinblick auf das Klimaversprechen untersuchten, wurde uns klar, dass es nicht mehr sinnvoll ist, ein separates und enger gefasstes ‚Shipment Zero‘-Ziel zu haben, das nur einen Teil unseres Geschäfts betrifft, und so haben wir beschlossen, es abzuschaffen. Wir haben ‚Shipment Zero‘ als Ziel festgelegt, bevor wir unser Engagement für The Climate Pledge bekannt gaben, eine umfassendere Anstrengung für  Innovationen und Dekarbonisierungsmaßnahmen in unserem gesamten Unternehmen. Wir konzentrieren uns weiterhin auf The Climate Pledge und unser Ziel, bis 2040 in unserem gesamten Unternehmen kohlenstofffrei zu werden. Dazu gehört, dass wir auf einen Betrieb mit 100% erneuerbarer Energie hinarbeiten, die Umwandlung und Dekarbonisierung unser Transportnetzes mit Elektrofahrzeugen und alternativen Kraftstoffen, die Verwendung nachhaltigerer Baumaterialien und die Verringerung des Verpackungsmülls, um nur einige Bereiche zu nennen.“

Liefervolumen versechsfacht

Wie Amazon das in weiterer Ferne liegende Klimaziel der kompletten CO2-Freiheit bis 2040 erreichen will, bleibt angesichts der Geschäftsentwicklung offen. Erst im vergangenen Jahr hatte Evans gemeldet, dass Amazon seinen CO2-Footprint offenbar drastisch unterschätzt habe. Angesichts des deutlich angestiegenen Transportvolumens, das der Online-Konzern abdeckt, erscheint dies durchaus glaubhaft. Allein in den USA stieg die Zahl der durch Amazon beförderten Pakete zwischen 2018 und 2021 um mehr als das Sechsfache an, von 750 Millionen auf 4,75 Milliarden. Zwar setzt der Konzern für die letzte Meile zunehmend auf elektrisch betriebene Lieferfahrzeuge, aber die Transporte zwischen den Logistikzentren sind noch weit davon entfernt, klimaneutral zu sein.

Quellen: Will Evans auf Twitter, Amazon-Erklärung, Amazon Watchblog (2019)

Bildquelle: Amazon

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