Der Ankündigung der Bundesregierung, die Höhe der Lkw-Maut bis 2024 nahezu zu verdoppeln, stößt beim Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) auf scharfe Kritik. „Von dieser Mauterhöhung geht keine Lenkungswirkung aus“, zitiert die F.A.Z. BGL-Vorstandssprecher Dirk Engelhardt. Zwar habe die Regierung Betreibern von E-Fahrzeugen eine Ausnahme von der Maut für zwei Jahre in Aussicht gestellt, doch angesichts der mangelnden Lade-Infrastruktur sei die Bereitschaft zum Kauf in der Branche gering: „Kein Fuhrunternehmer kauft sich einen Elektro-Lkw, solange es keine Ladeinfrastruktur gibt. Wer wenigstens auf dem eigenen Betriebsgelände Ladesäulen für Lastwagen installieren will, bekommt von den Stromversorgern oft die Antwort, dass nicht genügend Strom geliefert werden könne.“
Generell hegt der BGL Zweifel, ob die Fokussierung auf batterieelektrische Fahrzeuge für den Güterverkehr der richtige Weg ist. Für das schnelle Laden von Fernverkehrs-Lkw sind so genannte „Megacharger“ erforderlich, von denen es nach Aussage von Engelhardt in Deutschland noch keinen einzigen gibt. Sogar im elektroaffinen Norwegen existieren erst zwei dieser Schnelladestationen als Versuchsobjekte im Hafen von Oslo. Auch die Lieferfähigkeit der Fahrzeugbauer macht dem BGL Sorgen: Jeder Hersteller könne 2024 höchstens eine drei- bis vierstellige Zahl an E-Lkw liefern, angesichts einer Flotte von 800.000 schweren Lastwagen in Deutschland ein eher bescheidener Beitrag.
BGL: Wasserstoff besser als Batterie
Wenn es um den Fernverkehr geht, dann glaubt der BGL eher an Wasserstoff als Treibstoff, sei es in einer Brennstoffzelle oder einem Verbrennungsmotor. Allerdings sei auch die Innovationsbereitschaft der Branche gering. Viele Betriebe hätten in der Vergangenheit mit klimaschonenderen Alternativen zum konventionellen Dieselantrieb experimentiert. Doch habe sich der Preis etwa für LNG (verflüssigtes Erdgas) um ein Mehrfaches verteuert, was am Ende einige Betriebe in den Konkurs getrieben habe.
Insgesamt zeichnet die F.A.Z ein Bild eines Verbandes, der in Puncto Nachhaltigkeit nicht an vorderster Front steht. Verbandssprecher Engelhardt: „Der Verkehrssektor wird auch in den nächsten drei bis vier Jahren gerade im Güterverkehr die Klimaziele reißen und verfehlen, weil einfach schlichtweg weder das Angebot der Nutzfahrzeugindustrie vorhanden ist noch die nötige Ladeinfrastruktur. Wir möchten einen größeren Beitrag zum Klimaschutz leisten, aber das wird wohl erst gegen Ende des Jahrzehnts möglich sein.“
Quelle: F.A.Z.net
(Bild: Jörg Koch / Toll Collect)