Photovoltaik: Viele Hürden für Solardächer

Satellitenbild Messegelände Hannover

Nur ein kleiner Teil der riesigen Dachflächen von Gewerbeimmobilien in Deutschland ist mit Photovoltaik bestückt. Die Fachzeitschrift „MIT Technology Review“ veröffentlicht in ihrer aktuellen Ausgabe ein Satellitenbild vom Messegelände Hannover. Nur an den Rändern außen rechts und links finden sich Hallen mit Solarzellen auf dem Dach (im Bild rot markiert), die gewaltigen Bauten der Deutschen Messe AG stehen „nackt“ da.

Als Ursachen für die Zurückhaltung hat die Zeitschrift drei Gründe ausgemacht: Bauliche Voraussetzungen, wirtschaftliche Erwägungen und bürokratische Hürden, die die Netzbetreiber aufbauen.

Dachlast zu hoch

Häufig sind die Dachlasten großer, freitragender Lagerhallen so gering ausgelegt, dass die zusätzliche Belastung einer PV-Anlage sie an ihre Grenzen bringt. „Ungefähr die Hälfte der Hallen haben nicht die technischen Voraussetzungen“, sagt Christian Helbig, Head of Real Estate & Facility Management beim Logistikunternehmen Hermes Germany. Meist reiche die zulässige Dachlast nicht aus.

Einspeisung unattraktiv

Ein weiterer Hinderungsgrund für die Errichtung einer möglichst großen PV-Anlage auf der eigenen Logistik-Immobilie: Die Vergütung für ins Stromnetz eingespeisten Strom ist unattraktiv. Deshalb neigen viele Immobilienbetreiber dazu, die Kapazität ihrer Anlage nicht nach dem zu bemessen, was technisch möglich und sinnvoll wäre, sondern danach, wie viel Energie die Immobile selbst braucht. „Einspeisen möchten wir eigentlich nicht. Das ist für uns nicht sinnvoll“, sagt Andreas Maak, Technical Energy Manager bei Hermes Germany. Dadurch gehen relativ einfach und günstig zu erschließende Stromquellen verloren.

Schwierige Vorgaben der Netzbetreiber

Als Haupt-Hindernis für eine zügige Nutzung vorhandener Dachflächen machen die Autoren von „MIT Technology Review“ bürokratische Hürden der Netzbetreiber aus. Damit eine PV-Anlage bei einer drohenden Überlastung des Stromnetzes abgeregelt werden kann, brauchen die Netzbetreiber unter anderem einen Fernzugriff. Zudem benötigen alle Anlagen ab 135 Kilowatt eine Zertifizierung durch einen unabhängigen Prüfer. Und hier, so monieren Experten, gebe es ein großes Durcheinander. Jeder Betreiber mache andere Vorgaben, die sich im Verlauf des Baus der Anlage oft noch verändern. Oft machten Netzbetreiber gar konkrete Vorgaben über die zu verwendenden Produkte – was die Beschaffung für Immobilienbetreiber erschwert, die mehrere Standorte haben. Auch die unterschiedlichen Protokolle für den Fernzugriff verursachen in der Praxis große Probleme.

Dass sich die Situation kurzfristig verbessert, ist nicht abzusehen: Zwar arbeiten Bundeswirtschaftsministerium und Bundesnetzagentur auf eine Standardisierung der Prozesse für PV-Anlagen auf Gewerbeimmobilien hin, doch auch die Länder haben Verordnungen erlassen, die damit zum Teil inkompatibel sind.

Quellen: Heise.de, MIT Technology Review

Bildquelle: Screenshot MIT Technology Review

 

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