Der Absatz an Lastenrädern in der EU könnte 2023 die Marke von 400.000 überschreiten. Diese Einschätzung stammt von Philipp Darnton, dem langjährigen Vorsitzenden des britischen Branchenverbandes Bicycle Association. Eine solche Zahl, so schätzt Darnton, könne eine Ersparnis von 300.000 Tonnen CO2 pro Jahr bedeuten, verursacht durch den Ersatz von Lieferfahrten mit konventionellen Lieferwagen.
Darnton äußerte diese Prognose am Rande des National Cargo Bike Summit, der vor einigen Wochen in London stattfand. Der Event beleuchtete die Rolle von Lastenrädern in der City-Logistik aus britischer Sicht, die einerseits einige Spezifika aufweist, andererseits aber in vielen Aspekten auf Europa übertragbar ist.
EU ist UK in Sachen ökologische Logistik voraus
So vermisst Darnton in UK eine fahrradfreundliche Gesetzgebung, wie sie in der EU vorangetrieben wird. Im Rest von Europa sei die „Ökologisierung“ von Fahrzeugflotten voll im Gange. Dagegen habe die britische Regierung gerade zwei Drittel der Mittel für aktive Mobilität gestrichen und die neu gegründete Initiative „Active Travel England“ in die Knie gezwungen. Pläne, wie Radverkehr künftig bei baulichen Vorschriften berücksichtigt werden könne, sieht Darnton auf der anderen Seite des Ärmelkanals, aber nicht im eigenen Land.
2022 wurden im Vereinigten Königreich rund 10.000 Fahrzeuge verkauft, die in die Kategorie Lastenrad fallen. Das ist zwar keine sehr hohe Zahl, dennoch ist dieses Segment das am stärksten wachsende der Zweiradbranche. Darnton sieht es postiv: „Willkommen im Mainstream, Cargobike“
Lastenrad liefert billiger als Diesel-Kastenwagen
Interessant – und vermutlich durchaus auf Europa übertragbar – sind die Zahlen von JustEconomics, einem Forschungsinstitut mit Schwerpunkt auf nachhaltige Wirtschaft. In einer Studie wurden die Kosten pro Lieferung im Großraum London verglichen. 6,42 GBP (ca. 7,43 Euro) kostet der Einsatz eines Diesel-Lieferwagens, ein kleines Elektrofahrzeug schneidet mit 5,68 GBP (ca. 6,57 Euro) günstiger ab. E-Vehikel werden in UK zunehmend eingesetzt, weil sie von City-Maut und anderen Zuschlägen befreit sind. Das Lastenrad, so die Studie, schlug mit einem Preis von 4,98 GBP (ca. 5,76 Euro) beide Alternativen.
Noch krasser sind die Unterschiede, wenn man die reinen Betriebskosten betrachtet. Da veranschlagt JustEconomics für einen Diesel-Lieferwagen 68 Cent Sterling pro Meile, was einem Kilometerpreis von 49 Eurocent entspricht. Ein Cargobike verschlingt dagegen nur 7,8 Cent Sterling pro Meile, 5,6 Eurocent pro Kilometer. Allerdings passt in einen Diesel-Sprinter ja auch mehr Fracht rein als in ein Lastenrad, oder? Nigel Gordon Stewart, Chef des Lieferfahrzeugherstellers EAV, kontert: Untersuchungen hätten ergeben, dass Lieferwagen oft nur zu einem Drittel gefüllt unterwegs seien. Deshalb könne man einen Diesel-Lieferwagen problemlos mit einem E-Lieferfahrzeug ersetzen, das 250 kg Fracht tragen könne.
Quelle: Cyclingindustry.news
Bildquelle: UK.gov